Ausbruch und Aufbruch

Lesung „Subversiv Lëtzebuerger Stëmmen“

 

„D’Lëtzebuerger Literaturzeen ass polyglott, rau a passionéiert …“ so hatten wir unsere dreisprachige Lesung am 15. April in der Escher Bibliothek angekündigt und dabei fast vergessen noch zu erwähnen, dass die drei rezentesten Publikationen der Luxemburger AutorInnen, die zur Lesung in die Bibliothek eingeladen waren, nahezu alle prämiert worden sind. Anja Di Bartolomeos Kurzgeschichtenband „Chamäleons“ wurde 2017 im Nationalen Literaturwettbewerb mit dem ersten Preis ausgezeichnet, Nathalie Ronvaux’s « Subridere. Un aller simple » räumte beim 13. Lëtzebuerger Buchpräis auf den Walfer Bicherdeeg im Herbst 2018 den „Coup de coeur“ ab und Jeff Schinkers viersprachiger Roman „Sabotage“ wurde für die Shortlist des Prix Servais 2019 nominiert.

 

Die furiosen Erzählungen der drei Autoren drehen sich um Einzelgänger und Außenseiter der luxemburgischen Gesellschaft, die jeder auf ihre Art und Weise einen Ausbruch wagen. Ronvauxs‘ Romanfigur bricht im TGV auf nach Paris. Die TGV-Stationen markieren gleichermaßen ihre Kindheitserinnerungen. Auch die Figuren aus Anja Di Bartolomeos Kurzgeschichten wagen den Ausbruch aus dem Alltag, sie wechseln die Farbe wie Chamäleons, schimmernd und schillernd und erfinden sich stetig neu. Sie las zudem an dem Abend einen Auszug aus ihrem neuen Buch „Nicht zu spät”, das am 5. Mai erscheint. Jeff Schinker traut sich noch mehr: sein Roman ist nicht nur subversiv, weil er gekonnt mit den vier Sprachen spielt und diese virtuos wechselt, sondern nicht zuletzt, weil er die Alltagszwänge des Menschen in unserer durchökonomisierten Gesellschaft und Arbeitswelt messerscharf analysiert und ironisch hinterfragt und einen (selbst-)ironischen Blick auf die eitel anmutende Luxemburger Literaturszene wirft.

 

Die witzig und passionierten Lese-Vorträge der drei Autoren sorgten für Stimmung. Ein gelungener Abend. Wir freuen uns auf mehr!