Hundert Jahre und kein Funken Müdigkeit

Am 2. März 1920 öffnte die Escher Bibliothéik ihre Pforten. Seit fast 100 Jahren besucht die Escherin Finny Cazzaro unsere Bibliothek und begann mit 96 Jahren mit dem Schreiben …

 

Zugegeben: im Vorfeld drehten wir ganz schön am Rad, räumten Tische um, verschoben Stühle, schraubten Regale auseinander, um das Erdgeschoss für die erste Lesung der Hundertjahrfeier herzurichten. „Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt …“ spornte uns ein Kollege an.

 

Ab 18 Uhr fieberten wir dem Besuch der ehrwürdigen Dame entgegen und fragten uns, wie viele Besucher wohl den Weg in die Villa Deitz finden würden. Doch kein Grund zur Aufregung! Kurz vor halb sieben kam erst eine gut gelaunte Finny Cazzaro in die Bibliothek, wenig später gab es einen Andrang, mit dem wir so nicht gerechnet hatten: über 30 Gäste fanden sich zur Auftaktveranstaltung der Hundertjahrfeier am Abend des 2. März in der Escher Bibliothek ein. In Windeseile zog Finny Cazzaro die Zuhörer mit ihrem Elan und Humor in ihren Bann. „Ich bin eine Leseratte. Ich bin immer in Bibliotheken gegangen …“, erzählte sie mit leuchtenden Augen, um dann schelmisch einzuwerfen: „Hab ich das geschrieben?“, nachdem Karim Gerin aus ihrem ersten Buch „Bonz ënnen, Bonz uewen“ gelesen hatte.

 

Der erste Band ihrer Kriminalromantrilogie erschien als sie 96 war. 2017 legte sie mit „Licht & Schatten“ den zweiten Teil vor. Von Altersmüdigkeit keine Spur! Anlässlich des Jubiläums in der Bibliothek gab Finny Cazzaro auch einen Vorgeschmack auf ihr drittes Buch, das zu ihrem 100 Geburtstag im Juni 2019 erscheinen wird und verriet dem Publikum, dass das Tüfteln an dem Projekt sie wachhalte. Vor dem bis auf den letzten Stuhl besetzen Saal lieferte die 100-jährige Escher Autorin schließlich ein Plädoyer zum Träumen und zum Schreiben: „Ein Mensch, der keine Illusionen hat, ist ein armer Mensch!”